Jucchuu, wir sind online, unser Host wird gehostet, wie greifengeil ist das denn? Und doch werde ich gerne mal gefragt, ob man als bauchredender Stadtfalkner nicht ein Narr ist, der die Welt nur noch in Schieflage aus der Horizontalen wahrnimmt. Nun, seit ich sprechen kann, interessieren mich auch Sprachen, Stimmen und Vögel. Der allererste Greif- oder war es doch nur ein aufgeplusterter Frankfurter Schreiadler- verfolgte mich bis in die Träume und machte mir als kleinem Bub zunächst Angst vor diesen Wappentieren . Oft konnte ich den Schnabel gar nicht mehr halten und nahm zur Beruhigung ein Fernglas in die Hand, damit ich die Bussarde ausspähen konnte, die mächtig und gelassen zwischen unserem Wochenendhaus und dem gegenüberliegenden Schlossberg in Oberhessen kreisten. Da die niedlichen Dompfaffen, die mir meine Eltern schenkten, nur zwitschern konnten, krisch ich mit dem Papagei der Nachbarin um die Wette- wer wohl lauter „Mama“ rufen konnte?
Adalbert weilte unterdessen noch im Adlerhimmel und träumte von seinem ersten Ausflug auf die Erde. Wobei Frankfurts ältester Adler übrigens nicht vom Himmel, sondern erst kürzlich aus der Erde kam: Gemeint ist ein römischer Legionsadler, den die Archäologen des Frankfurter Amtes für Denkmalpflege 2016 unter dem Forum der Römerstadt Nida im heutigen Heddernheim ausgruben. Adalbert selbst erblickte erst kürzlich das Licht dieser Welt, will aber freilich mit allen möglichen und unmöglichen zuweilen auch etwas schrägen und gerupften (Greif)vögeln verwandt sein, die hier in Frankfurt so ihre Kreise ziehen. Er erzählt auch immer gerne von seiner Tante oder seinem Onkel- doch sein ältester mutmaßlicher Vorfahre könnte eher jener amerikanische Weißkopfseeadler gewesen sein, den Bernhard Grzimek nach dem Zweiten Weltkrieg für den Frankfurter Zoo in Empfang nehmen durfte.
Zurück zu mir: Während ich so eigenartige Sprachen wie Englisch, Latein oder sogar Altgriechisch lernte, übte ich mich auch in den deutschen Dialekten, imitierte alle möglichen Akzente und Stimmlagen. Ich wechselte von der Adler- in die Löwenstadt Heidelberg, genoss nun den Weitblick vom dortigen Schlossberg und lernte durch die Heerscharen von Touris und Fremdenführern, wie man eine Stadt erkundet und Anderen vorstellt. An der Uni und quer durch Europa ging die Reise durch das exotische Kauderwelsch dieser Welt mit den kühnsten Zungenstellungen, Zisch-, Knack- und Schnalzlauten weiter. Ich wurde zum Meister der Künste (M. A.) in Englisch, Italienisch und Portugiesisch- nun breiteten der American Eagle und die Fanadler von Lazio Rom und Bemfica Lissabon ihre schützenden Fittiche über mir aus, als ich vor die Profs trat.
Wieder zurück in Frankfurt holte mich das Adlerlogo auf der Titelseite der Frankfurter Neuen Presse ein. Ich wurde Journalist, Stadtführer und engagierte mich als Aufsicht und Kirchenführer an Sankt Katharinen, wo der Küster schon die sterblichen Überreste von Falkenmahlzeiten vom Kirchturm holen konnte. Ein Schlüsselerlebnis mit Tierpuppen im Fernsehen rief die immer wieder gespürte Faszination des „unmerklichen Sprechens“ als Bauchredner in mir wach- sollte es ausgerechnet mir, der sonst eher wenig unauffällig durchs Leben stolpert, gelingen, klammheimlich einen inneren Schnabel zu aktivieren und meinem kleinen kuschelweichen Vogelpartner zu leihen? Doch Adalbert und ich sollten zuammenfinden. Nun, ich versuchte es, ließ meinen schwarzgelben American Eagle Adalbert auf dem Falknerhandschuh balancieren. Nun begleitet er mich mobil auf meinen Stadtführungen und so manchen Auftritten zur fünften Jahreszeit und bei den Vogelfreunden in der Kunst- der Falkner spricht hier vom „Abtragen“. So bleibe wenigstens ich auf dem Boden und muss erst einen hohen Aussichtspunkt für den Weitblick erklimmen. Gut so, denn könnte ich wie Adalbert ausfliegen, über den Dingen schweben und nur noch von oben herab auf die Menschen sehen, dann würde ich sicher anmaßend, und nicht wie mein Adler nur liebevoll keck und vorlaut. Aber schief gewickelt sind wir beide deshalb noch lange nicht!!!